#1

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 26.09.2011 22:00
von Kreuzberger • 137 Beiträge

FARBGEBUNG IM HISTORISCHEN SCHIFFSMODELLBAU

So, das hört sich schon mal sehr bedeutend an. Ich muß das jetzt nur noch mit Inhalten füllen und auf eine rege Diskussion hoffen, denn dieses Thema erregt erfahrungsgemäß immer wieder die Gemüter.

Ich erinnere mich an eine "USS Constitution" irgendeines Modellbauanbieters, zu deren holzsichtiger Modellabbildung sinngemäß erläutert wurde, daß man bewusst darauf verzichtet hätte, dieses wunderschöne Modell zu bemalen, um die herrlichen Hölzer nicht zu verdecken.
Nun gut, bei diesem Schiffsnamen hat eigentlich jeder einen schwarzen Rumpf vor Augen, mit weißem Stückpfortenband und kupfernem Unterwasserschiff und so war einiges an gutem Willen nötig, dieses Modell als typisch amerikanische Fregatte der Zeit um 1800 zu erkennen. Zudem stand es unter geblähtem Vollzeug, was darauf schließen ließ, daß der Erbauer durchaus versucht hatte, eine wirklichkeitsnahe Illusion eines segelnden Schiffes zu präsentieren.
Dummerweise boten die nußbaumfarbene rotbraune Beplankung, das ahornhelle Deck und die grüngelblich gefärbten Zitronenholzdetails alles andere als einen erhabenen Anblick. Zu unharmonisch und vor allem unfertig wirkte das ganze Erscheinungsbild. Und meilenweit entfernt von der wunderbaren Ausstrahlung alter Originalmodelle, ob die nun bemalt oder unbemalt sind.

Die Frage ist nun, was soll dieser Unsinn, was bezwecken die Firmen damit und warum übernehmen viele Modellbauer diesen vorgegebenen Baustil meist so unkritisch?
Ich will diese Fragen hier erst mal gar nicht beantworten, ich möchte nur einmal etwas Problembewusstsein wecken und auf verschiedene Sparten dieser Disziplin Modellbau aufmerksam machen, die so oft durcheinandergebracht werden.

Vielleicht sollte ich aber erst mal einige Abbildungen vorbereiten und das kann dauern :-)
Später mehr...

zuletzt bearbeitet 27.09.2011 13:55 | nach oben springen

#2

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 27.09.2011 10:47
von Kay (gelöscht)
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Hallo Eddi,

ich gebe hier offen zu, dass ich nicht unbedingt der Modellbauer bin, der mit vielen Farben balanciert. Ich bin eher der Holzwurm, der mit Beizen hantiert. Aber um zum Einstand versuche ich erst einmal meine Meinung zu der Fragestellung von Dir darzulegen. Ich gehe fest davon aus, das heutzutage fast immer der Weg des geringsten Widerstandes gegangen wird. Ich kaufe mir also einen teuren Baukasten des Schiffes X und fange an zu bauen. Natürlich befolge ich auch die Hinweise des Herstellers zur Farbgebung, er muss sich ja was dabei gedacht haben. Irgendwann habe ich das Modell dann fertig und bin eigentlich stolz darauf, bis ich das Modell vielleicht im Museum oder im Internet mal wieder sehe und dann trifft mich vielleicht der Schlag. Sieht ja ganz anders aus als meines. Wer dann nicht erwacht, wird nie in die tiefen des historischen Schiffsmodellbaus einsteigen. Das war ein kleiner Erfahrungsbericht über die Modellbaulaufbahn eines gewissen Mitgliedes dieses Forums. Für mich kam eigentlich der Knackpunkt nach dem Baukasten der Royal Caroline. Habe ich schön gebaut, dass Schanzkleid richtig schön blau angepinselt. Irgendwann habe ich dann in Büchern ein Weltmeistermodell der Royal Caroline gesehen, na ja, kein Vergleich. Danach habe ich mich erst richtig angefangen mit der Thematik zu beschäftigen und bin trotzdem auf Lusci und seine San Felipe reingefallen. Aber mir ist zum damaligen Zeitpunkt schon der eine oder andere Fauxpass aufgefallen, so z.B. waren die Kanonenlafetten englischen Baustils statt spanischen. Aber ich weiche ab.
Fakt ist, es wird zu wenig Recherche betrieben. Wieviel Modellschiffe werden heute noch mit blauem Schanzkleid gebaut, oder nur mit Linde geplankt und dann bemalt .Und ein Hauptpunkt ist nicht zu verleugnen. Wer hat noch das Wissen und gibt es weiter ??

Ich würde gerne Dein Thema mit zu den Schiffdekorationen verschieben, können wir das machen??

Grüße Kay

@ Peter : Ich habs endlich rausgefunden wies funktioniert.

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#3

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 27.09.2011 12:44
von Kreuzberger • 137 Beiträge

Hallo Kay,

ja gerne, verschiebe es bitte vielleicht als selbständige Unterrubrik zu den Schiffsdekorationen. Und danke schon mal für deinen Diskussionsbeitrag. Ich werde heute abend darauf eingehen, jetzt in meiner Mittagspause ist die Zeit zu eng.

Bis dann :-)
Eddie

zuletzt bearbeitet 27.09.2011 13:51 | nach oben springen

#4

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 27.09.2011 23:50
von Kreuzberger • 137 Beiträge

Hallo Kay!

Wir wollen den Namen des Ex-Neulings mal lieber im Dunkeln belassen, denn allzu sehr erkenne ich mich da selbst wieder. :-) Was du ansprichst sind aber eher konstruktive Mängel der meist sehr oberflächlich (wenn überhaupt) recherchierten Modellbaukästen.

Mir geht es hier eher um das äußere Erscheinungsbild des Modells und wenn ich hier die Farbgebung thematisiere, dann rechne ich das Beizen ebenso dazu wie alle anderen Aspekte der Oberflächenbeschaffenheit, wie etwa den Glanz oder die Mattigkeit der Hölzer und Farbfassungen.
Es ist klar, daß die Wahl des Holzes ebenso wichtig ist wie seine anschließende Behandlung, deshalb habe ich hier erst mal die üblichen Einsteigermaterialien wie Nuß, Ahorn und den Buchsbaumersatz Zitronenholz zur Sprache gebracht. Ergänzen könnte man das noch durch das hässliche Buchenholz und diverse noch unangebrachtere Nadelhölzer wie Kiefer etc.

Ich finde, wir sollten uns ausschließlich an historischen Materialien und Techniken orientieren und den ganzen modernen Kram links liegen lassen. Das brauche ich euch ja nicht zu erzählen, denn ihr alle baut wohl mit Obsthölzern, mit Buchsbaum oder auch mal mit Eiche, wenn´s um großmaßstäbliche Modelle geht. Eiche wird ja gerne verdammt, aber ab 1:24 oder größer finde ich fein gemasertes Holz dieser Sorte durchaus angemessen. Es ist immerhin DAS authentische Schiffbauholz.
Aber egal, hier lesen auch Anfänger mit und denen sollte frühzeitig geraten werden, sich um bessere Hölzer zu kümmern. Denn wenn man ein oder zwei Jahre in ein Modell investiert, dann ist so ein kleiner Mehraufwand immer gerechtfertigt. Die niederländische Malerinnung verpflichtete ihre Mitglieder im 17. Jahrhundert ja auch, nur bestes Eichenholz für kleinformatige Tafelbilder zu verwenden, da immer damit gerechnet werden musste, daß hochwertige Kunstwerke entstanden und die sollten dann auch vom Trägermaterial her eine hohe und dauerhafte Qualität aufweisen :-)

Historische Schiffsmodelle lassen sich grundsätzlich in zwei Sparten einteilen. In Architekturmodelle wie Navy Board Models, Werftmodelle, Spantmodelle oder Teilmodelle, die ganz bestimmte Aspekte eines zu bauenden Schiffes zu erklären hatten und andererseits Modelle, die die Illusion eines tatsächlichen Schiffes erzeugen sollten, dreidimensionale Marinemalerei gewissermassen. (Votivschiffe lassen wir hier mal beiseite, denn die sind eher mit der naiven Malerei vergleichbar.)
Bei letzteren sollte man immer auch die Farbgebung als ebenso wichtigen Aspekt wie die Konstruktion als solche berücksichtigen, während reine Konstruktionsmodelle zwar auch ästhetisch ansprechen, aber eben nur die Arbeit des Zimmermanns verdeutlichen sollten und weniger die des Anstreichers. Reine Architekturmodelle können allerdings auch schon mal übertrieben prunkvoll daherkommen, wie die aktuellen Abbildungen Willis beweisen. Damit wollte man eben die Admiralität für die projektierten Schiffe begeistern. Im Original war dann auch nicht alles Gold, was am Modell so schön glänzte und der honigfarbene Buchsbaum erwies sich schon bald als verwitterte graue Eiche.

Womit ich dann endlich beim Färben, sprich Beizen von Hölzern angekommen bin :-)
Dazu aber später mehr. Vielleicht mache ich erst mal ein paar Farbproben, um den Unterschied zwischen handelsüblicher Beize und Anilinfarben zu demonstrieren. Nicht überall, wo Eichenoptik draufsteht ist nämlich auch Eichenoptik drin :-)

Bis denn

Eddie

zuletzt bearbeitet 27.09.2011 23:52 | nach oben springen

#5

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 28.09.2011 19:48
von Kay (gelöscht)
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Hallo Eddi,

für mich ist die Holzwahl das A und O bei fast allem. Und ich habe die Birne für mich entdeckt. Meine Royal William besteht im sichtbaren Teil fast ausschließlich aus Birne.Aber doch muss man ab und zu mal mit Farben und Beizen hantieren, und da tue ich mich ehrlich gesagt immer schwer. Auch fehlt mir da das Hintergrundwissen. Das Buch von Zimmermann kennst Du bestimmt, da wird ja auch auf Farben eingegangen.
Des weiteren bin ich der Meinung, man sollte zwischen den Blankholzmodellen ,und deren Behandlung, und den Modellen mit vorbildgerechtem Farbanstrich unterscheiden. Ich kenne da auch nur Seidenmattlack und habe aber auch schon davon gehört, dass man Modelle auch mit Ölen behandeln kann. Ich freue mich auf die weiteren Ausführungen von Dir, und bin gespannt was Anilinfarben sind.

Grüße Kay

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#6

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 29.09.2011 21:59
von Kreuzberger • 137 Beiträge

Hallo Kay!

Bin noch nicht dazu gekommen, ein paar Farbmuster zu machen. Am Wochenende vielleicht, falls das Wetter mitspielt und es regnet :-)

Anilinfarbe ist ein wässriger Farbstoff, der bestens zum Färben von Hölzern geeignet ist. Mit dem Standardfarbton Gelb erreicht man genau das honigfarbene Leuchten, das sich allein mit handelsüblichen Wasser- oder Spiritusbeizen eben nicht erreichen lässt. Allerdings muß das Holz anschließend gewachst, geölt oder lackiert werden, am besten mit Schellack.
Man kann dieses Zeug auch normalen Beizen zugeben. Am besten Spiritusbeizen, denn Wasserbeizen haben ja die dumme Eigenschaft, die Holzfasern aufquellen und hochstehen zu lassen.

Nächstes mal mehr ... :-)

Gruß Eddie

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#7

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 01.10.2011 18:34
von Kay (gelöscht)
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Hallo Eddi,

danke für die Ausführungen.

Regnen soll es erst mal nicht, zumindest hier in Süddeuschland.


Grüße Kay

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#8

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 26.10.2011 17:42
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Hallo Eddie

Bin gespannt wie Nachbars Lumpi, wies mit der Färberei weitergeht, ein Thema,bei dem mann viel falsch machen kann. Ich hoffe nach den Farben gehst du auch noch auf ein paar Techniken ein. Zum Beispiel sollte mann Modelle von Segelschiffen grundsätzlich nicht mit der Airbrush gestalten. Mann muss sich die original Baulänge des Schiffes verdeutlichen und daran denken, das es die Spritztechnik als Farbauftrag ja noch gar nicht so lange gibt. Und ein Schiff von 60 Metern Länge mit dem Pinsel zu streichen? ,da ist ein gleichmässiger Farbauftrag schlichtweg unmöglich. Ich selbst verwende Acrylfarben und bin recht zufrieden damit. Selbst ein weißes Unterwasserschiff kann durch nicht ganz saubere Hände schon genug "Struktur"bekommen, das es durchaus gut rüber kommt. Fingerabdrücke mit rechtlich verfolgbarem Potenzial natürlich ausgenommen. Wichtig ist meiner Meinung auch, das unter all der Farbe die Holzstruktur erhalten bleibt.
Also ein Thema mit einigem Tiefgang, zumindest wenn mann bestrebt ist ein gutes Ergebnis abzuliefern.

Grüsse Frank

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#9

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 27.10.2011 00:12
von Kreuzberger • 137 Beiträge

Hallo Frank!

Nett, daß du mich an diesen angefangenen Thread erinnerst :-)

Ich war etwas davon abgekommen, weil ich beim Durchstöbern der ganzen Foren doch irgendwie den Eindruck bekam, daß allgemein wenig Interesse daran besteht, die schönen Modellbauhölzer unter dicken Farbschichten verschwinden zu lassen. Das ist wohl leider so, aber um so mehr freue ich mich natürlich, wenn es doch noch welche gibt, denen ein authentisches Aussehen ihrer Modelle wichtiger ist als die Präsentation diverser Holzsorten.

Man sollte vielleicht erst mal generell unterscheiden, ob man ein Werftmodell bauen möchte, bei dem es vor allem um die Vermittlung von Konstruktionsmerkmalen geht. Da sollte man sich eher an antiken Originalen orientieren und die Hölzer wenigstens hübsch beizen und ölen, sie jedenfalls nicht so roh belassen, wie sie zusammengebaut wurden. Was du ansprichst, ist aber etwas anderes. Dir (und mir) geht es wohl eher um die Illusion eines realen Schiffes und da geht es tatsächlich weniger um ordentliche und langweilige Anstriche, sondern eher um die Darstellung von Abnutzungserscheinungen und Verwitterungen bis hin zum Algenbewuchs des Unterwasserschiffes, zu Rost- und Teerspuren oder zur Mövenkacke auf der Reling :-)
Na ja, man kann´s auch übertreiben, aber du weisst schon, was ich meine :-)

Das hier gezeigte merkwürdige Objekt habe ich diese Woche nebenbei gebastelt, um die Wirkung von Kaseinfarben auszuprobieren. Hier habe ich einfach ein paar Abfälle aus unserer Vergolderwerkstatt zusammengeschustert und mit einem Stück Bilderrahmenverzierung aufgehübscht, um eine sparsame Vergoldung zu testen. Dieses Ding ist tatsächlich überwiegend in Goldocker gestrichen und nur die Höhen sind vergoldet. Das reicht auch vollkommen, um eine prächtige Fernwirkung zu erzielen und gleichzeitig die Unkosten für das teure Gold zu begrenzen. Ich bin mir sicher, daß diese Technik im Schiffbau weit verbreitet war. Bei Kirchenskulpturen sind sie zumindest die Regel, ebenso bei Bilderrahmen, deren Rücken (Seiten) so gut wie nie vergoldet wurden, sondern ocker gestrichen oder oft sogar holzsichtig belassen waren. So ähnlich soll jedenfalls einmal mein Patachemodell aussehen :-)

Tja, ein weites Feld ist das, wie du richtig sagst. Kommst du ab und zu mal vorbei? Dann können wir die Sache einmal vertiefen. Für mich isses jedenfalls ein Riesenthema :-)

Ciao
Eddie

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 27.10.2011 00:40 | nach oben springen

#10

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 01.11.2011 13:36
von schifferlbauer • 157 Beiträge

Servus

Ich möchte nicht allzu sehr auf die Holzqualität oder die speziellen Farben und Maltechniken eingehen, sondern erst einmal darauf hinweisen, dass auch Modellbauer das Recht haben, ihr Modell so zu gestallten, wie es dem "Persönlichen Geschmack" entspricht,- Holz - Natur, oder bemalt und vergoldet, - da der Modellbau in erster Linie ein Hobby ist.
Sollte aber ein Modellbauer darauf bedacht sein, sein Modell so originaltreu wie mölglich zu gestalten, ist ein Baukasten mit seinen Anleitungern sicher zu wenig.
Die Begründung liegt darin, dass fast alle Baukästen, egal wie historisch genau sie in der Werbung beschrieben werden, fehlerhaft sind und Teile davon sogar nur der reinen Fantasie entspringen.
Das dabei die Farbgebung , egal ob richtig oder falsch, eine eher untergeordnete Rolle spielt ist verständlich. Es gäbe keine Royal Sovereigns, die alles andere als historisch sind, keine Agamenons die in ihrem Heckdesign in keinster Weise einem englischen Kriegsschiff entsprechen, - da ausserdem von diesem Schiff keine einzige Zeitgenössische Heckdarstellung existiert - so wie viele andere Modelle die angeboten werden.
Eines steht aber zweifelsohne fest. Die Bemalung kann ein Modell auf - oder abwerten. Damit meine ich, dass ein Modell das vielleicht nicht ganz so gut gelungen ist, durch die Farbgebung
optisch hervorragend ausssieht, aber ein super gebautes Modell durch schlechte Bemalung unansehlich oder kitschig wirkt.
Die Art und Weise wie jeder Modellbauer sein Modell bemalt und gestaltet, zeigt auch wieweit er sich mit der Geschichte des Schiffes beschäftigt hat. Da die Schiffe in erster Linie Mittel zum Zweck und relativ langlebig waren, sollte jeder Modellbauer bedenken, dass die original Schiffe auch Gebrauchsspuren aufwiesen. Damit meine ich, dass ein Modell in der Farbgebung auch so gestaltet sein sollte, dass die Farbgebung nicht nagelneu aussehen sollte. Glänzende Flächen sollten - egal ob beim Rumpf oder dem Schanzkleid vermieden werden. Es ist auch sinnvoll
die Farbtöne nicht zu gleichmässig aufzutragen da kleine Farbunterschiede den Eindruck heben.

Da ich mich vom Admiralitätsmodell ( York ), über Restaurierungen ( Schonerbrigg und andere Modelle) sowie dem Bau eines Modells, das in allen Details einem Schiff entspricht, mit der richtigen Farbgebung beschäftigen musste, möchte ich folgendes anmerken.

Im Grunde genommen ist es völlig egal mit welchem Material - bei Farben, Wasser, Akryl oder Ölfarbe, bei Beizen, Wasser oder Spiritus, bei Teeranstrich, Bitumen oder teerhaltige Farben, das Modell behandelt wird. Wichtig ist nur dass der Gesamteindruck des Modelles stimmt. Jeder Modellbauer sollte auf einem Stück Abfallholz den Anstrich in Augenschein nehmen und dann selbst entscheiden, wieweit er ihn verändern muss, um die richtige Farbgebung zu bekommen. Das dafür ein gutes Auge und das richtige Gefühl für Farben not wendig ist verteht sich von selbst. Wenn das nicht der Fall ist, wird auch mit der besten fachlichen Unterstützung und Beratung die Farbgebung in die Hose gehen.

Grüsse
Willi

Angefügte Bilder:
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#11

RE: Wie lange gibt es die Vasa noch??

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 01.11.2011 19:21
von Kay (gelöscht)
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Hallo Willi,

recht haste, aber man muss erst immer den inneren "Schweinehund" überwinden. Das man ein Modell so nahe wie möglich dem original nachempfinden sollte, steht außer Frage. Aber sollte man beim Thema Farbgebung nicht auch auf den Zustand des Originals eingehen? Wenn ein Schiff in der Werft neu gebaut wurde, sah es doch bestimmt auch neu aus. Damit meine ich, der Farbanstrich war auch neu. Natürlich nicht glänzend, aber durchaus gleichmäßig, oder? Das das Unterwasserschiff nicht schneeweiß war sondern durch die Beimischung von Schwefel und so vielen anderen Stoffen eine dreckig weiße Färbung hatte, sollte auch dargestellt werden. Aber bei der schwarzen Farbe, z.B. am Schanzkleid, kann ich mir gut vorstellen, dass diese im Auslieferungszustand gleichmäßig war. Wenn man aber ein Schiff darstellen möchte, dass bereits einige Meilen auf See unterwegs war, sollte man schon auf gewisse "Gebrauchsspuren" achten, sowie auch eine Patina auf Deck und den Masten. Aber dieses so darzustellen, das es echt aussieht, stelle ich mir ungeheuer schwer vor.
Ich kann natürlich auch falsch liegen, dann bitte ich um Berichtigung.

Grüße Kay

Nachtrag: Hatte ich gestern glatt vergessen. Wenn ich das Baukastenmodell des Prince mir immer wieder betrachte, bekomme ich immer Bauchweh vor lauter lachen. Und dafüe 600 Teuronen. Amati hatte mal ein Modell der Prince in deinem Programm, wo das Heck einigermaßen in Ordnung ging, aber der Bug, insbesondere das Galion absolut falsch waren.

zuletzt bearbeitet 02.11.2011 12:05 | nach oben springen

#12

Farbgebung im historischen Schiffsmodellbau

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 02.11.2011 00:36
von Kreuzberger • 137 Beiträge

Hallo Willi und Kay!

Ich finde es gut, daß hier eine Diskussion zustandezukommen scheint, die sicherlich mehr an Erkenntnissen bringen wird als stures Dozieren. Ich denke, jede Art von Reflektion über dieses Thema wird zumindest das Problembewusstsein fördern, das überhaupt erst die Voraussetzung dafür ist, einen Blick für die Rolle der Farbgebung im historischen Schiffsmodellbau zu entwickeln.
Natürlich kann jeder bauen, wie er will, aber ich unterstelle einfach mal, daß jeder auch so gut und so wirklichkeitsnah bauen möchte, wie irgend möglich. Und wenn diese individuellen Möglichkeiten mangels Erfahrung in Teilen unterentwickelt sind, dann kann man die ruhig auch einmal etwas anreizen :-)

Aber nehmen wir einfach einmal Jürgens Modell, das hier oben als Logo des Boards abgebildet ist. Das ist so gut gebaut, daß keinerlei Gefahr besteht, dem Erbauer in irgend einer Weise zu nahe zu treten, wenn man etwa annimmt, daß es wohl eher die Konstruktion selbst darstellen, nicht aber den Eindruck eines realen Schiffes vermitteln soll. Trotzdem bewegt es sich irgendwo dazwischen, wie übrigens viele historische, vor allem französische Modelle dieser Art auch. Weiße Schanzkleidinnenseiten und die farbig gefassten Seitentaschen am Heck stehen hier in einem gewissen Gegensatz um naturbelassenen Holz des Rumpfes.

Ich stelle mir gerade vor, wie dieses Modell mit schwarzem Rumpf und ockerfarbenen Pfortenstreifen aussehen würde. Eine andere Vorstellung, die ich habe, ist die eines vollkommen unbemalten, aber dunkel honigfarben gebeizten (Anilinfarben! :-)) Rumpfes. Diese beiden Varianten würden zum Einen das reale Erscheinungsbild eines solchen Schiffes wiedergeben, zum Anderen den ästhetischen Reiz eines antiken Konstruktionsmodells vermitteln, wie sie heute, wenn überhaupt, nur zu horrenden Preisen angeboten werden.

Auf Resonanz hoffend :-)
Eddie

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#13

RE: Farbgebung im historischen Schiffsmodellbau

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 02.11.2011 21:12
von Kay (gelöscht)
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Hallo zusammen,

ich bekenne mich ja als ausgesprochenen Holzfan, der immer wieder der Schönheit des Materials erliegt. Und, ich muss auch zugeben, dass ich mich mit der Farbgebung eigentlich nicht so richtig beschäftigt habe, zum eine aus Angst das Modell dann grundlegend zu versauen, und andererseits die Schönheit des Holzes zu überdecken. Meine Farbgebung bestand eigentlich immer in Benutzung von Wasserbeizen und Acrylfarben. Der Grund war eigentlich die Geruchsbelästigung meiner Mitbewohner. Jetzt kann ich aber auch ein wenig mit Farbe rumstinken, da ich jetzt den Keller für mich habe.
Jetzt ist natürlich mein Ehrgeiz geweckt und ich hoffe das die Profis hier ein paar Tipps preis geben.


Grüße Kay

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#14

RE: Farbgebung im historischen Schiffsmodellbau

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 02.11.2011 21:33
von Wolgaster • 23 Beiträge

hallo Eddie

mal zu meinen Modelle (ich erinnere 1 : 15), bei denen es sich vorwiegend um Fischerboote gehandelt hat. Die waren außen und innen geteert, früher Holzteer - später Steinkohlenteer. Ich hatte immer wieder den Fehler gemacht, innen keinen Teeranstrich zu immitieren. Es sieht nach jetzigen Erkenntnissen und nachdem ich mich von einem Bootsbauer belehren ließ, wesentlich besser aus, wenn auch dort ein Teeranstrich vorhanden ist.
Wenn ich nur mal dekorative Modelle bauen will, dann kann man, nach meiner Auffassung auch mal die Farbgebung vernachlässigen oder gar keine Farbe verwenden.

Helmut

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#15

RE: Farbgebung im historischen Schiffsmodellbau

in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 02.11.2011 21:50
von Kreuzberger • 137 Beiträge

Hallo Helmut!

Du beschränkst dich damit generell auf einen Hell-Dunkel-Kontrast, wenn du das Unterwasserschiff teerst und den Rest vielleicht nur mit Leinöl einlässt oder lackierst. Das ist bei Fischerbooten sicherlich ausreichend, um dem Modell etwas farbliche Struktur zu geben. Ein Ruderhäuschen kann zwar schon mal grün gestrichen sein, aber bei Fischerbooten wird so was ja immer individuell gehandhabt, man kann´s also ruhig auch holzsichtig lassen :-)
Etwas anderes ist es sicherlich bei Kriegsschiffen, die nun mal nach farblichen Standards gestrichen zu sein hatten. Da ist der Ocker-Schwarz-Kontrast neben einem beigefarbenen oder gekupferten Unterwasserschiff eben ein wichtiges Typmerkmal so wie das Grün-Weiß eines Polizeiautos. Ich habe jedenfalls noch kein Modell eines Polizeifahrzeuges gesehen, das das blanke Blech zeigte :-)

Gruß Eddie

zuletzt bearbeitet 02.11.2011 21:51 | nach oben springen


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