![]()
|
|
Die Verzierungen der Schiffsrümpfe
Die Verzierungen der Schiffsrümpfe
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 09.09.2011 13:37von schifferlbauer • 157 Beiträge
Grüss euch
Das Thema Verzierungen der Schiffsrümpfe ist ein relativ grosses, da viele Veränderungen in der Dekoration auch oft mit einem Wechsel an der Regierungsspitze zusammenhängen. Weiters müssen die Verzierungen unterteilt werden in Galionsfiguren, Heckspiegel, Seitentaschen, Dekorationen an den Querschotten und seitlich am Rumpf aufgebrachten Verzierungen.
Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts war die Dekoration der engl. Kriegsschiffe beschränkt auf das königliche Wappen am Heckspiegel und einer Galionsfigur, oft ein Drache oder Löwe, die treilweise vergoldet, oder mit Farben bemalt waren. Die Schiffsseiten wurden mit farblich unterschiedlichen Recht- oder Dreiecken verziert, wie man sie bei den Galleonen zur Elisabethanischen Zeit her kennt.
Nach dem Tod Elisabeth I. Tudor kam der Sohn Maria Stuarts, die Elisabeth aus politischen Gründen hinrichten lassen musste, James (Jakob ) I. Stuart auf den Thron.
Als englischer König,der seiner Abstammung nach kein direkter Nachkomme war, wurde er vom Parlament zwar als König bestätigt, international musste er sich aber erst Prestige und Anerkennung verschaffen. Vor allem gegenüber Frankreich und Spanien.
Um international zu bestehen und seine Gröse und Macht zu zeigen liess James I. von Phineas Pett, einem bis dahin eher unbekannten Schiffsbauer die Prince Royal bauen.
Dieses Schiff entsprach zwar von der Grundkonzeption her noch einer Galleone, war aber wesentlich grösser und viel aufwendiger verziert. Die Schiffsseiten zeigten vergoldete Ornamente, die Stückpforten waren mit Ringen geschmückt und die beendruckende Galionsfigur, die König Edgar zeigt, wie er seine Feinde niedertrampelt, machte das Schiff das Schiff zu einem Vorbild, das bald andere Könige dazu brachte, ebenfalls reich dekorierte Schiffe baue zu lassen.
Die Holländer, damals bereits führend im Schiffsbau, waren ebenso beeindruckt, nur da sie keinen König hatten, beschränkten sie sich auf die herkömmlichen Dekorationen.
Frankreich war im Schiffsbau noch keine Grossmacht und bezog seine Schiffe von den Holländern.
Spanien, dass noch immer Regentschaftsansprüche in den " Vereinigten Provinzen" dem heutigen Holland stellte, lag mit diesen im Krieg und hatte ausserdem nach der Niederlage der Armada mit finanziellen Problemen zu kämpfen.
Somit war die Prince Royal im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, das einzige Schiff, dass man als Prestigeschiff bezeichnen konnte.
Dass das nicht lange so blieb ist nur natürlich. Der schwedische König Gustaf II.Adolf liess die Wasa 1628 bauen und der König von Frankreich Ludwig XIII. liess, das erste in Frankreich gebaute Schiff, die La Couronne 1636 auf betreiben Kardinals Rchelieu folgen. Es war ein Wettrennen um Anerkennung und zur Schau - Stellung wer man ist. Das nach dem Tod von James I. Stuart und dem Regierungsantritt seines Sohnes Charles I. Stuart, dieser natürlich ebenfalls ein Prachtschiff haben wollte ist nur natürlich. 1637 lief die Sovereign of the Seas vom Stapel. Ein Schiff das, bedingt durch den Wandel der Zeit, wirklich nie als Prestigeschiff übertroffen wurde. Bedenkt man den finanziellen Aufwand inmitten des 30 jährigen Krieges, der Unsummen an Kosten verursachte, kann man sich ein Bild machen, wie wichtig es war auch zur See an erster Stelle zu stehen.
Das Zeigen wer man ist und was man hat, - es ist in unserer Zeit noch immer das Gleiche - war in dieser Zeit Pflicht und wirkte sich natürlich auch in Kleidung, den Bauwerken,oder den üppigen Festmählern aus. Prunken und Protzen war Bestand der Zeit.
Die Entwicklung der Dekorationen im Schiffsbau ging aber nach dem Bau der Sovereign of the Seas einen anderen Weg, als man zuerst vermuten möchte. England befand sich im Bürgerkrieg und alle anderen Nationen mit den Habsburgern im 30 jährigen Krieg, um die Vorherrschaft in Europa.
Somit entstand ein Stillstand und dieser wurde erst mit der Widereinsetzung eines Königs - Charles Stuart II. 1660, nach dem Tode Oliver Cromwells, in England beendet.
In Frankreich entstand unter Ludwig der XIV. durch Colbert eine neue Ära des Schiffsbaus und auch die Holländer fügten sich dem Stil der Zeit, nur dass sie auf vergoldete Dekorationen grossteils verzichteten. Der Stil der Zeit machte auch vor den Norddeutschen Schiffen nicht halt und wurde den holländischen Schiffen gleichgestellt. Auch Spanien, Dänemark und Schweden mussten sich dem neuen Zeitgeist anpassen.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, ebenfalls durch neue Thronbesteigungen und den Erkenntnissen der vorangegangen Seegefechte, begann die erste Wende. Auf viele Verzierungen, vor allem im Inneren der Schiffe, wurde komplett verzichtet. Der Schuck der Stückpforten wurde ebenso weggelassen wie die aufwendig dekorierten Seitentaschen. Nur mehr das Galion und das Hackbord am Heck, sowie die Figuren die den seitlichen Abschluss des Heckspiegels bildeten, bleiben bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Nach den Napoleonischen Kriegen wurden auch diese entfernt . Nur die Galionsfiguren sowie spärliche Dekorationen am Heck blieben vom einstigen Prunk über. Die Zweckmässigkeit hatte im Verlauf von 2 Jahrhunderten die Pracht
überhohlt.
Alle diese Fakten werden in den folgenden Berichten mit Bildern dokumentiert.
Ich habe bewusst in diesem Beitrag auf Bilder verzichtet, um unsere Modellbauer, die ja vor allem auf guter Bilder schauen, auch zum Lesen zu bringen, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Fortsetzung folgt
Grüsse
Willi

RE: Die Verzierungen der Schiffsrümpfe
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 09.09.2011 22:25von Kay (gelöscht)

Hallo Willi,
danke für die Geschichtsstunde. Unter der Ära Cromwell wurden ja nun auch Schiffe gebaut, und die älteren weiter betrieben. Die Schiffe der Vor-Cromwell-Ära hatten ja nun Verzierungen, die auf den jeweiligen Herrscher im Bezug standen. Wurden diese dann z.B. unter der Cromwell Ära bei den älteren Schiffen beseitigt??
Grüße Kay

RE: Die Verzierungen der Schiffsrümpfe
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 10.09.2011 00:39von schifferlbauer • 157 Beiträge
Hallo Kay
Natürlich wurden die Coats of arms ( Wappen ) von Charles I. Stuart von den in Dienst stehenden Schiffen entfernt und durch die Irische Harfe und das Georgskreuz,, dem Wappen der Republik unter Oliver Cromwell, ersetzt. Ebenso wie nach der Wiedereinsetzung von König Charles II. Stuart das Wappen der Republik wieder entfernt wurde und das Stuart Wappen wieder die Hauptdekoration des Heckspiegels wurde.
Alle diese Details dazu folgen in den nächsten Beiträgen.
Grüsse
Willi

RE: Die Verzierungen der Schiffsrümpfe
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 13.09.2011 08:06von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fortsetzung
Die grossen und kampfstarken Schiffe der "Elisabethanischen Ära", wie die Red Lion, Nonsuch und Anne Royal wurden nach Regierungsantritt von James I. Stuart zwischen 1603 - 1609 umgebaut und bekamen ein neues Wappen am Heckspiegel, -das Wappen der Stuarts.
Dieses Wappen führte nun statt dem Drachen das Einhorn und der "Schottische Löwe" wurde in die rechte obere Ecke gesetzt. Später wurden bei Umbauarbeiten bis 1618 auch die etwas kleineren Schiffe, wie die Vangard, Defiance,Rainbow, usw. mit diesem Wappen versehen und im Stil der Dekorationen der Prince Royal angeglichen.
Diese Schiffe waren ausser der Prince Royal, die mit 55 Kanonen ausgestattet war, mit 38- 40 Kanonen bestückt.
Zwischen 1619 und 1623 liess James I. sechs neue Schiffe bauen die mit 42 Kanonen ausgerüstet waren. Die Constant Reformation, Victory, Swiftsure, St. George, St.Andrew und die Triumpf.
Fortsetzung folgt
Grüsse
Willi

RE: Die Verzierungen der Schiffsrümpfe
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 13.09.2011 16:58von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fortsetzung
Die Schiffe unter Charles I. Stuart
Der Schiffsbau hatte durch die von Phineas Pett gebaute Prince Royal eine Entwicklung und Veränderung in den Grössen der Schiffen und der Dekoration zur Folge.
Charles I. übernahm die Schiffe von seinem Vater, liess die Vangard 1631 general überholen und ab 1632 bis 1635 fünf neue Schiffe bauen. Diese zeigten bereits am Heck und den Seitentaschen wesentlich aufwendigere Dekorationen als die vorher gebauten Schiffe.
Diese Schiffe waren die Charles 1632 mit 44 Kanonen, die Henrietta Maria 1633 mit 42 Kanonen, die James 1634 mit 48 Kanonen, die Unicorn 1634 mit 46 und die Leopard 1635 mit 34. Kanonen.
Da die anderen Nationen vor allem Holland, Schweden und Frankreich ihre Flotten aufgerüstet hatten, - man befand sich ja im 30järigen Krieg - und die Schweden hatten mit der Wasa 1628 neue Maßstäbe gesetzt, wollte Charles I. ein für die damalige Zeit unvorstellbar " Grosses und Schönes Schiff " Als er den Bau der Leopard inspizierte brachte er seinen Wunsch bei Phineas Pett vor. Das Ergebnis war die Sovereign of the Seas 1637. Aber davon später. Auch Ludwig XIII .von Frankreich wollte den Schweden, die ja seine Verbündeten gegen die Habsburger waren, nicht nachstehen und liess 1636 die La Couronne bauen.
Da Charles I. ab 1642 den Englischen Bürgerkrieg unter der Führung von Oliver Cromwell auslöste, liess er 7 Schiffe mit 32 -38 Kanonen bauen.
Diese Schife waren die Assurance 1646 ( 32), die Advanture 1646 (34), die Nonsuch 1646 (34), die Dragon 1647 (38), die Elisabeth 1647 (38), die Phönix 1647 (38) und die Tiger 1647 (38 ) .
Auf diese Schiffe wirkten sich die Veränderungen nach dem Bau der Sovereign of the Seas nicht aus, da es reine Zweckbauten waren und der König sowieso seine Gelder für den Krieg brauchte.
Oliver Cromwell besorgte sich Schiffe von Dünkirchen, mit denen er die schwerfälligen königlichen Schiffe besiegen konnte. Auch bei diesen Schiffen waren die Dekorationen zweitrangig.
Nun kurz zu Charles I. und dem englischen Bürgerkrieg 1642- 1649
Charles I. Stuart trat 1625, nach dem Tod seine Vaters James I. Stuart, die Thronfolge an und wurde 1626 zum König Dei Gratia ( Gottes Gnade- also durch Gottes Gnade) gekrönt.
1625 verheiratete er sich auf Wunsch seines Vaters und um sich mit Frankreich gegen die " Deutschen und Spanischen Habsburger " zu verbünden, die Katholische Tochter Heinrichs IV. von Frankreich.
Durch seine Einstellung,- dass da er von Gottes Gnaden König war, seine Gattin dazu noch Katholikin, - kam er immer wieder in Schwierigkeiten mit dem Parlament, da er Gelder verlangte die Ihm das Parlament verweigerte.. Durch seine Kriege in Schottland und Irland benötigte er immer wieder Gelder, die das Parlament nicht bewilligen wollte und durch Einbehaltung und Schaffung neuer Steuern verlor er auch die Lieb seines Volkes.
Am 4. 1. 1642 drang er mit Bewaffneten ins Parlament ein. Dieser Versuch sich mit Gewalt neue Gelder zu verschaffen schlug aber fehl und Charles floh nach Oxford. Das war der Beginn des englischen Bürgerkriegs. Bei den Schlachten von Marston Moore 1644 und Naseby 1645 erlitt Charles schwere Niederlagen. Nach diesen versuchte Charles I. mit dem Parlament wieder zu verhandeln.Gleichzeitig wollte er aber die Schotten auf seine Seite ziehen, um sie gegen das Parlament enzusetzen. Durch diese Falschheit und die Aussicht auf einen langwierigen Bürgerkrieg beschloss das Parlament unter Oliver Cromwell zu Handeln. Da eine Absetzung ohne Einwilligung des Königs nicht möglich war, da es dazu einer Gesetzesänderung bedurfte, kam es schliesslich zum Äussersten. Charles I. wurde gefangen genommen des Hochverrats angeklagt und für schuldig befunden.
Am 30 Jänner 1649 wurde er vor dem Banqueting Hoiuse in London enthauptet.
Der Bau seiner Sovereign of the Seas veränderte aber nach dem Bürgerkrieg den Schiffsbau, vor allem aber nach dem Tode Oliver Cromwells, unter der Regierungszeit von Charles II. Stuart dem Soh Charles I.
Wird fortgesetzt
Grüsse
Willi

Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 14.09.2011 09:23von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fortsetzung
Die Sovereign of the Seas 1637
Die Sovereign of the Seas setzte im Schiffsbau völlig neue Maßstäbe. Die Dekorationen dieses Schiffes blieben unübertroffen und nach dem Ende des englischen Bürgrkriegs wirkten sie sich entscheident, nach der Thronbesteigung von Charles II.Stuart 1660, auf die Verzierungen der neuen Schiffe aus. Bis zum Bau der Sovereign und teilweise auch noch danach gab es bei den englischen Schiffen keinen dekorativen Abschluss des Hackbordes. Offene Relingstützen bildeten den oberen Abschluss des Heckspiegels. Den Hauptschmuck des Heckspiegels bildeten das Stuart Wappen. Dieses wurde in der Regierungszeit von Oliver Cromwell durch das Georgskreuz und die Irische Harfe ersetzt.. Die Seitentaschen waren bereits teilweise mit barocken Elementen verziert aber noch nicht in dem Ausmass wie es nach 1660 der Fall war.
Die Dekorationen der Sovereign of the Seas sollten vor allem die alles umfassende Grösse und Macht Charles I. zeigen. Daher wurde auch alles, angefangen von Göttern, Helden, Mythen, die Sternzeichen, Köpfe römischer Kaiser und sogar die Köpfe
seiner Kinder und er selbst in römischer Rüstung, in die Ausschmückung des Schiffes mit einbezogen.
Ich möchte nicht alle Teile der Dekoration einzeln beschreiben, Dafür gibt es das Buch von Hendrik Busmann -Sovereign of the Seas, aber wenigsten die Hauptfiguren des Heckspiegels .
In der Mitte die Siegesgöttin Victory . Links von Ihr auf einem Seepferd reitend der Meeresgott Neptun. Rechts von ihr Juptiter auf einem Adler reitend. Die linke Seitenfigur zeigt Jason den König der Argonauten mit einem Ruder in der Hand und die rechte Seitenfigur Herkukes mit seiner Keule. Darunter in der Mitte der Fenster, in einer Nische, steht Charles I. selbst in römischer Rüstung mit einer Lanze.
Diese Allegorie bedeutete kurz zusammengefasst - Mit der Stärke von Herkules, der Tüchtigkeit am Ruder von Jason, bin Ich mit Hilfe der Glötter und diesem Schiff unbezwigbar.
Leider gibt es von der Sovereign nur zwei zeitgenössische Darstellungen. Das Gemälde Peter Pett und die Sovereign of the Seas und den Kupferstich von John Payne. Die hervorragende Zeichnung von Willem van de Velde dem Älteren wurde wahrscheinlich nach dem Kupferstich von Payne zu einem späteren Zeitpunkt angefertigt.
Leider existiert von der Sovereign of the Seas kein " Original Modell " mehr, dafür aber sicher tausende Modelle aus Baukästen,- die leider eine ganz andere Sovereign of the Seas, als die beiden zeitgenössischen Darstellungen, zeigen.
Die Begründung liegt darin, dass um 1830, zur Vervollständigung der englischen Schiffsmodellsammlung, ein Modell der Sovereign gebaut wurde, dass leider nicht nur eine falsche Heckspiegeldarstellung zeigt sonden auch eine falsche Konstruktion des Hecks im Unterwasserrumpf. Von diesem Modell, dass als Hauptschmuck am Heckspiegel das Stuart Wappen trägt, gibt es einen Plan im National Maritim Museum in Greenwich und nach diesem Plan wurden die Pläne der Baukastenmodelle
erstellt. Es gibt ein gutes Modell der Sovereign, angefertigt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert von Henry B. Culver, das sich heute in den USA befindet. Leider kenne ich das Modell nur von Fotos.
Es gibt aber auch ein Modell der Sovereign of the Seas von Wolgang Rotter, das ich euch vorstellen möchte. Die Beurteilung des Modells überlasse ich jedem selbst.
Kurz zur Geschichte des Modells von Wofgang Rotter.
Auf einer Modellbauausstellung in Wien kam ich mit Wolfgang Rotter ins Gespräch bei dem er mir mitteilte, dass er derzeit die Sovereign of the Seas im Maßstab 1:72 nach den Plänen des NMM baue und sich den Dekorationssatz aus Messing gekauft habe.. Er war etwas Fassungslos als ich ihm mitteilte, dass das Modell vom Plan her und den Dekorationen nicht mit dem Original -Schiff übereinstimme. Im weiteren Verlauf unseres Gesprächs machte ich ihm den Vorschlag, falls er noch Änderungen am Rumpf nach meinen Angaben am Modell vornehmen könnte und bereit wäre, über tausend Dekorationsteile mit der Hand zu Schnitzen, würde ich ihm die dafür not wendigen Zeichnungen genau im Maßstab 1:72 anfertigen.
Nach über sechs Jahren war das Modell der Sovereign fertig, bis auf das zu dieser Zeit übliche Spill. Um das Modell aber auf der kommenden Modellbauausstellung präsentieren zu können setzte er ein provisorisch ein nicht passendes Pilzkopfspill ein, dass er später durch ein zur Zeit passendes ersetzen wollte. Leider kam es dazu nicht mehr. Wolfgang Rotter verstarb völlig überraschend sechs Tage vor der Ausstellung 2009.
Die folgenden Bilder zeigen das Modell der Sovereign von Wolfgang Rotter ( alle Fotos wurden von mir gemacht )
In der Fortsetzung folgen dann die Umbennung des Schiffes in Royal Sovereign und die Veränderungen bis 1685.
Grüsse
Willi

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 14.09.2011 15:20von schifferlbauer • 157 Beiträge
Foirtsetzung
Wie haben nun die Schiffe von James I. und Carles I. Stuart nach der Vollendung der Sovereign of the Seas bis zum Ende der Ära Cromwells ausgesehen. Armselig im Vergleich zur Sovereign.
Das sollte sich aber mit Charles II. Stuart und der Wiedereinführung des Königstum rasch verändern.
Die folgenden 5 Bilder zeigen das Aussehen der Schiffe unter Charles I. und Oliver Cromwell.
Fortsetzung folgt.
Grüsse
Willi

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 14.09.2011 17:19von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fiortsetzung
Bevor ich zu den Schiffen von Charles II. Stuart komme, noch einiges über das Schiffsbauprogram von Oliver Cromwell.
Oliver Cromwell dem auf Grund seiner Leistungen im englischen Bürgerkrieg die Führung der jungen englischen Republik ( Commonwealth ) übertragen wurde, hatte natürlich durch die Hinrichtung Charles I. aussenpoltisch einige Probleme, da er ein von Gottes Gnaden gesalbtes Haupt hatte abschlagen lassen. Es waren aber auch wirtschaftliche Gründe massgebend, warum Cromwell ein 43 Schiffe umfassendes Bauprogram von 1650 - 54 aufstellte. Er wollte vor allem die " holländische Vormachtstellung " zur See brechen. Seine Worte waren vor dem Parlament um dieses Program zu begründen - We need more of the trade as the dutch now have .Übersetzt - Wir brauchen mehr vom Handel als die Holländer bereits haben und so kam es durch verschiedene Schikanen, Handelsbeschränkungen, Flaggengruss usw. zum ersten Holländisch-Englischen Seekrieg, in dem sich die neuen Schiffe, in der Bauweise der geborgten Schiffe aus Dünkirchen, hervorragend bewährten. Bewaffnet waren diese als frigates bezeichneten Schiffe mit 40 bis 50 Kanonen. Die Erkenntnisse aus dem ersten Seekrieg führten dazu, dass Cromwell noch vier weitere Schiffe mit noch mehr Kanonen bauen liess.
Die London 1654 mit 64 Geschützen, die Naseby 1655 mit 80, die Dunbar 1656 mit 64 und die Richard ( nach seinem Sohn benannt ) 1658 mit 70 Geschützen. Sein Flaggschiff die Naseby war, wie auch seine anderen Schiffe, bereits besser dekoriert als die vorher gebauten Schiffe , da nun auch Cromwell zur See präsentieren musste um Anerkennung zu finden.
Den höchsten Stand in der Ausschmückung erreichten die Kriegsschiffe ab der Wiedereinsetzung Charles II. als Kölnig von England.
Fortsetzung folgt
Grüsse
Willi

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 19.09.2011 11:54von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fortsetztung
Oliver Cromwell verstarb im September 1658. Seine zuletzt gebauten Schiffe vier grossen Schiffe hatten, wie bereits erwähnt, wesentlich aufwendigere Verzierungen als die vorher unter ihm gebauten Schiffe.
Als Charles II. aus seinem Exil in Holland 1660 von der englischen Flotte als König nach England zurückgebracht wurde, benannte er noch bevor er an Bord ging die Schiffe die unter Cromwell
gebaut wurden um.
Naseby in - Royal Charles, Richard in - Royal James, Speaker in - Mary, Lyme in - Montague, Martson Moore in - York, Winsby in - Happy Return usw. Im Ganzen wurden 27 Schiffe umbenannt.
Auch die Sovereign of the Seas wurde nach der Fertigstellung der Umbauarbeiten in der Werft von Chatham unter Capt. John Taylor 1660, in Royal Sovereign umbenannt. Es dauerte natürlich einige Zeit bis alle Schiffe wieder mit dem Stuart Wappen als Hauptdekoration am Heckspiegel ausgestattet waren und so sah man 1660 auch noch einige Schiffe mit dem Wappen der Republik.
Die beigefügten Bilder sollen nun die Schiffe in den ersten Regierungsjahren König CharlersII. zeigen
(Alle Bilder wurden von mir Fotografiert aus " Van de Velde drawings Vol 1 un 2 NMM und aus Great Ships von Frank Fox )
Grüsse
Willi

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 19.09.2011 15:36von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fortsetzung
Es dauerte nicht lange bis auch nach dem Regierungsantritt von König Charles II. der zweite Englisch - Hollandische Seekrieg 1665 bis 1667 ausbrach.
Es waren wieder die Engländer die diesen Krieg provozierten.
Erstens durch die Wegnahme hoilländischer Kolonien in Afrika und Amerika, zum Beispiel eroberte, fast ohne Gegenwehr der Herzog von York in Amerika die holländische Stadt Neu Amsterdam 1664 und benannte sie um in New York. Weiters wurden Gebiete an der Goldküste Afrikas durch Kpt. Robert Holmes anektiert usw.
Zweitens wollte Charles II. diesen Krieg,- da das Haus De Witt - das vorher regierende Haus Oranien, das mit dem Haus Stuart durch die Heirat von Prins Wilhelm II. mit Maria Henrietta Stuart, der ältesten Tochter von CharkesI. eng verwandt war, abgelöst hatte.
Der dritte Grund war, dass Charles II. eine Aufbesserung seiner prikären Finanzlage erwartete.
Ich möchte nicht auf Einzelheiten dieses Krieges eingehen, da sie mit dem Thema Verzierungen nichts gemeinsam haben, trotzdem muss ich zwei Ereignisse erwähnen.
Robert Holmes Freudenfeuer
1666 brach Sir Robert Holmes mit einer kleineren Schiffseinheit in den Hafen von Westerschelling ein und verbrannte dort ca 150 holländische Handelsschiffe. Anschliesend wurde auch die Stadt geplündert und ebenfallls angezündet.
The raid of the Medway
1667 führten Cornelius de Witt und De Ruyter ein holländisches Geschwader zuerst die Themse und dann den Medway hinauf bis nach Chatham. Dort verbrannten sie die 1664 gebaute Royal Oak, die London, die Royal James und nahmen die Royal Charles mit nach Holland. Somit fehlten der englische Flotte vier wichtige Schiffe, die nun durch Neubauten ersetzt werden mussten.
Wie die holländischen Schiffe zu dieser Zeit aussahen zeigen die folgenden Bilder.
Grüsse
Willi

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 21.09.2011 10:56von schifferlbauer • 157 Beiträge
Fortsetzung
Durch den Verlust der vier grossen Schiffe, dem Prestigeschaden und der unbefriedigenden politischen Situation gegen die Holländer, musste Charles II. neue "Grosse Kriegschiffe " bauen lassen.
Diese Schiffe ersten Ranges waren
Die Charles 1668 mit 96 Kanonen ( 1687 umbenannt in St. George,Rebuilt 1701)
Die St. Michael 1669 mit 90-96 Kanonen ( rebuilt als Marlborough 1708)
Die London 1670 mit 96 Kanonen ( zerlegt 1701 und Rebuilt 1706)
Die St. Andrew 96-100 Kanonen ( rebuilt als Royal Anne 1704)
Die Prince mit 100 Kanonen ( 1692 Great Repair und Umbenennung in Royal William)
Die Royal James 1671 mit 100 Kanonen ( abgebrannt 1672 im dritten englisch holländischen Seekrieg)
Von der St. Michael, der Prince und der Royal James existieren noch die original Modelle und diese möchte ich euch vorstellen, um die Unterschiede in der Dekoration und der Hand des Schnitzers zu zeigen. Da jeder dieser Holzschnitzer seinen eigenen Stil hatte, ist es bei genügend Fachkenntniss möglich, ein Modell anhand des Schnitzers einer Werft zuzuordnen. Das ist vor allem für die Itentifizierung eines Modells wichtig .
Das erste Modell ist die St. Michael 1669

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 21.09.2011 19:20von schifferlbauer • 157 Beiträge

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 21.09.2011 19:50von schifferlbauer • 157 Beiträge
Das dritte Modell die Royal James 1671
Auf den ersten Blick sieht die Royal James für einen Laien wie die Prince aus. Der grosse Unterschied liegt in den Schiffslinien und bei genauem Hinsehen auch in der Ausführung der Schnitzerei. Der Grund ist einfach.
Die Prince wurde von Sir Phineas Pett II. in Chatham gebaut und die Royal James von Sir Anthony Deane in Portsmouth.
Anthony Deane war der erste Schiffsbauer, der um eine einheitliche Bauweise bei englischen Kriegsschiffen zu erreichen, auf Initiative von Samuel Pepys die Konstruktion seiner
Schiffe in -"Anthony Deane´s Doctrine of Naval Archtecture " veröffentlichte. Die "Origanl Handschrift" mit allen technischen Angaben und Zeichnungen, von der "Ersten Linie bis zum fertigen Schiff, befindet sich im St. Magdalenen College. Ich besitze eine Kopie dieser Handschrift.. Um 1980 erschien dieses Werk auch in Buchform von Brian Lavery.
Die Detail - Fotos der Royal James zeigen den Prunk dieses Schiffes.
Wird Fortgesetzt
Grüsse
Will

RE: Re Verzierungen
in Schiffsdekorationen und Verzierungen des 17. bis 19. Jahrhunderts 21.09.2011 20:13von Kay (gelöscht)

Hallo Willi,
ich sag mal so, großes Kino !!!!!!!! Die Gemeinsamkeiten der Prince und der Royal James sind doch schon frappierend. Bei genauerem hinsehen sieht man dann die Unterschiede in der Galionsform und die Form der Seitentaschen. Frage: Bei der Royal James sind in der mittleren Fensterreihe am Heckspiegel Stückpforten dargestellt. Was hatten die für einen Zweck?Die waren ja in Höhe des zweiten Decks. Das Stückpforten schon mal am Heck nach unten aufklappen (HMS Boyne) war mir bekannt, aber direkt im Heckspiegel habe ich noch keine gesehen. Oder täusche ich mich da nur??
Was mir gerade noch auffällt, ist die Royal James im Heckaufbau höher als die Prince?
Grüße Kay


![]() 0 Mitglieder und 8 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 301
Themen
und
2015
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: |